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500 Jahre Reformation

Schon seit dem frühesten Mittelalter hat die katholische Kirche ihre geistliche Alleinherrschaft durchgesetzt, indem sie alle ihr nicht genehmen Glaubensäußerungen als Ketzerei verdammte und dann die Ketzer mit mörderischem Eifer liquidierte.

Später dann hat der Papst und sein höherer Klerus erfolgreich mit dem Kaiser, mit Königen und  Fürsten um die weltliche Macht gerangelt, bis schließlich bis in die Neuzeit hinein kaum ein Herrscher ohne den Segen des Papstes oder gar gegen seinen Willen Machtansprüche durchsetzen konnte.   Daneben gelangten viele Ländereien oder auch ganze Länder in den Besitz des höheren Klerus. Das ging so weit, dass dem Papst große Teile Mittelitaliens gehörten mit allem, was zu einem Staat gehört, also auch Militär. In Deutschland gab es Fürstbischöfe, die, wie schon der Name sagt, gleichzeitig weltliche und geistliche Macht inne hatten. Alle diese Herrschaften bekämpften sich sehr häufig mit Fehden, mörderischen Raubzügen und regelrechten Kriegen. so dass die Menschen nicht nur durch Hungersnöte und Seuchen dezimiert wurden, sondern auch noch unter Mordbrennereien und Verwüstungen durch Ritter- und Söldnerhorden zu leiden hatten. Hinzu kamen noch Frondienste, hohe Steuern und Naturalabgaben. So hat die versklavte und verdummte Bevölkerung das liederliche Luxusleben ihrer geistlichen und weltlichen Obrigkeiten erst ermöglicht.

Der höhere Klerus predigte Wasser und trank selber Wein, d.h. die Mönche und der niedere Klerus hatten das Zölibat; die hohen geistlichen Herren aber nahmen das ganz überwiegend nicht so genau. Ein extremes Beispiel ist der sexbesessene Borgia Papst Alexander VI. Ihm kann man nur zu Gute halten, dass er seine vielen Kinder nicht zu Neffen und Nichten erklärte, sondern sich mit provokanter Offenheit sich zu ihnen bekannte. Er hat sie dann mit dem üblichen Nepotismus mit Ämtern und Pfründen versorgt. Sonst fielen seine Verbrechen nicht aus dem Rahmen, wie er für so viele Stellvertreter Christi üblich war.

Als nun mit dem Ablasshandel der Höhepunkt der Volksverdummung erreicht war, war das Maß voll. Nachdem einige Reformversuche auf den Scheiterhaufen der Inquisition geendet hatten, trat nun Martin Luther an und hatte Erfolg. Als guter katholischer Christ wollte er den Papst zur Beseitigung der offensichtlichen Missstände bewegen. Doch da hatte er den Papst und seinen hohen Klerus sofort und vehement gegen sich, und so machte er seine Reformation nicht mit dem Papst sondern gegen ihn. Es ist Luthers größtes Verdienst, einen Teil der Menschheit vom Größenwahn der Päpste und der katholischen Kirche befreit zu haben.

Ansonsten war er ganz und gar ein Kind seiner, der katholischen Kirche, und er setzte ihre Verbrechen nahtlos fort. Das gilt für seine Aufrufe zu Judenpogromen, seine Mordhetze gegen aufständische Bauern, seinen Teufels- und Hexenwahn und seine Intoleranz gegen Andersgläubige. Es wurden nach der Reformation noch mehr Hexen verbrannt als vorher, und von Konfessionshass getrieben, nahm auch das christliche Morden ganz neue Dimensionen an. Das ging so weit, dass nach dem Dreißigjährigen Krieg fast die Hälfte der Bevölkerung bei diesem christlichen Gemetzel umgekommen war und das ganze Land in Trümmern lag.

Ein Hauptanliegen in Luthers Schriften und Predigten war seine Forderung nach Gehorsam und Unterordnung unter die Obrigkeit. Diese Obrigkeitshörigkeit ist dadurch zu einem spezifisch deutschen Problem geworden. das in späteren Jahrhunderten noch viel Unheil begünstigen sollte. Wie anders ist da die Mentalität der Franzosen. Dieses Volk war schon immer kritisch und aufsässig gegen seine Obrigkeit und ließ sogar königliche Köpfe rollen. In Deutschland passierte das nie.

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